Und noch etwas
über Tango:
- Der Tango sagt
nicht, ich liebe Dich. Er sagt, laß mich nicht allein. Tanz mit mir
oder gegen mich. (Quelle: Christian Biskup)
- Tango ist die
Luft, das Leben, die Liebe oder die Trauer. Tango ist alles. (Carlos
Matheos)
- Zum Fasching
1914 wird der Tango ein für allemal verboten. Nach Sachverständigenurteil
ist er mehr ein sinnliches Reizmittel als ein Tanz. (Königlich
Bayerische Polizeidirektion München (1914))
- Diese Tänze
verletzen das Sittlichkeitsgefühl, weil die Tänzerin dabei häufig
die Beine seitwärts so abspreizt, daß man die Unterkleider und
die Strümpfe sieht (Königlich Sächsische
Polizeidirektion Dresden (1913) [ Wie wahr, wie wahr... - das
Letztere meine ich! - Die Red. ]
- Beim Tango bewegt
sich das Paar im strengen Takt einer oft wunderbar traurigen Musik. Ein
beschwörendes Spiel in festgelegten Grenzen: Der Mann führt,
will im Tanz bezwingen - die Frau antwortet mit dem Körper. (Artikel
in "Freundin"(1999))
- Tango, dieses
melodramatischse Takt-Spektakel, gilt als der aufregenste Tanz unseres
Jahrhunderts. Vielleicht ein letzter nostalgischer Blick zurück in
eine vergangene Zeit - so kurz vor dem Jahr 2000.(Artikel in "Freundin"(1999))
- Der berühmte
Tango-Musiker José Libertella über den Tanz: zu 90 Prozent
besteht er aus Musik, und der Rest ist eben Leben. Jeder Tango ist eine
eigene Geschichte. Aus jedem könnte man leicht ein ganzes Filmdrama
machen. (Artikel in "Freundin"(1999))
- El Tango me
ha tocado.
Kaiser Wilhelm II. und Papst Benedikt XV. waren sich 1914 einig: Der Tango sollte verboten werden! Wilhelm der II. untersagte seinen Offizieren, in Uniform Tango zu tanzen, und er stellte lapidar fest: "Der Tanz ist lasziv und gegen die Sitten!". Der Kardinal-Vikar von Rom ereiferte sich: "Es ist unerhört, daß dieser schamlose, heidnische Tanz, der ein Attentat auf das Familien- und Gesellschaftsleben bedeutet, sogar in der Residenz des Papstes getanzt wird!"
Die Ursprünge
des Tangos liegen im Dunkeln. Das Wort ist vermutlich abgeleitet von einem
lautmalerischen Ausdruck einer Negersprache des 18. Jahrhunderts. Dort
bedeutet "tan-go" soviel wie "Trommelschlag". Negersklaven in Westindien,
besonders auf Cuba und Haiti, tanzten damals den "tangano". Andere Wurzeln
des Tangos reichen bis in das England Cromwells zurück. Damals kam
ein Volkstanz von England nach Frankreich, der "contredanse" genannt wurde.
Fünfzig Jahre später übersprang er die Pyrenäen und
hieß in Spanien "contradanza". Mit den Konquistadoren wanderte er
nach Cuba, wo er als "Danza Habanera" bekannt wurde. Schließlich
kehrte er um die Mitte des 19. Jahrhunderts von Havanna nach Spanien zurück
und wurde nun als "Habanera" berühmt. Aus dem "tangano" Westindiens,
aus dem "Habanera" Spaniens und aus einem argentinischen Volkstanz namens
"Milonga" entstand schließlich zwischen 1880 und 1890 im Hafenviertel
von Buenos Aires, im "Barrio de las Ranas", der klassische "Argentinische
Tango", der Urvater aller folkloristischen oder kommerziellen Tangos der
Welt.
In den 30er Jahren
des vorigen Jahrhunderts entwickelte der Krefelder Musiklehrer Heinrich
Band aus der "Deutschen Concertina" ein neues Musikinstrument und nannte
es "Bandonium". 1843 gründete er dann in Krefeld die erste Bandonium-Fabrik
der Welt. 25 Jahre später, am 25. Januar 1868, warf vor Buenos Aires
das schwedische Frachtschiff "Landkrona" Anker. Die Matrosen stürmten
die Hafenkneipen und vertranken ihre Heuer in 3 Tagen und Nächten
bis auf den letzten Peso. Schließlich holte ein Cuxhavener Seemann
seinen kostbarsten Besitz von Bord, um ihn dem Schankwirt für eine
letzte Flasche Schnaps in Zahlung zu geben: ein Bandonium, das erste in
Südamerika! Das Bandonium hauchte dem Tango seine Seele ein. In Argentinien
"Bandonéon" genannt, bildete es das Rückgrat jeder Tangokapelle.
Seinen melancholischen Klang hörte man, zusammen mit Klavier, Geige
und Kontrabaß, jahrzehntelang dort, wo sich das einfache Volk traf,
in den Spelunken und Bordellen von Buenos Aires.
Bald fanden sich
spezielle Tango-Sänger, die mit zweideutigen, melodramatischen oder
traurigen Texten populär wurden. National-Heros war der Tango-Sänger
Carlos Cardel (1887-1935), der auf einer Tournee mit dem Flugzeug verunglückte
und zu dessen Grabmal auf dem Friedhof von Chacarita zu Buenos Aires seine
Verehrer heute noch pilgern.
Etwa um 1910 wurde
der Tango in Argentinien "gesellschaftsfähig" und übersprang
bald darauf die Landesgrenzen, zunächst in die USA, dann nach England,
Frankreich und Deutschland. In den meisten Länder der westlichen Welt
brach um 1912 das "Tango-Fieber" aus. Es gab Tango-Kleider, Tango-Farben,
Tango-Tees, sogar Tango-Chanmpagner. In den USA hörte man den ersten
Tango in der New Yorker "Revue of 1911", in London tanzten die Revue-Stars
George Grossmith und Phyllis Dare auf der Bühne des "Gaiety Theatre"
Tango, und in Deutschland brachte Jean Gilbert am 4.10.1913 seine Posse
"Die Tango-Prinzessin" heraus und komponierte dazu die Zugnummer "Ich tanz`
so gern den Tango".
Nach dem 1. Weltkrieg
brachen dann alle Dämme. Die Tango-Welle brandete höher und höher.
Shimmy, One Step und Charleston kamen und gingen der Tango blieb. In den
Tanzcafés und Ballsälen bildeten sich spezielle Tango-Orchester,
meist in exotischen Phantasie-Kostümen, allen voran der junge Spanier
Juan Llossas, dessen Kapelle zur Eröffnung des "Femina"-Tanzpalastes
am 01.10.1929 spielte und der so über Nacht berühmt wurde. Als
Gesellschaftstanz verlor der Tango zwangsläufig seine Unschuld und
wurde zum Geschäft. Schallplatten und Notenblätter überschwemmten
den Markt. Ende der 20er Jahre war jeder dritte Tanzschlager ein Tango.
Auch die Musik, die Texte und die Instrumente des Tangos wurden "kommerzialisiert".
Bald sah man Gitarren, Trommeln, Schlagzeug, Holz-und sogar Blechbläser
in Tango-Besetzung.
In den 30er Jahren
ging der Tango dann zwei getrennte Wege. Die meisten Tangos waren sentimentale,
süßlich-schmachtende Tagesschlager in einfacher Melodik, oft
mit rührseligen Texten. Andererseits gab es aber eine Renaissance
des echten "Argentinischen Tangos". In Europa gastierten argentinische
Tango-Orchester, die internationale Berühmtheit erwarben, wie z.B.
Francisco Canoro und Juan de Dios Filiberto. Europäische Großmeister
des argentinischen Tangos waren Eduardo Bianco, Juan Llossas und Pierino
Codevilla. Aber auch - und besonders - deutsche Komponisten schufen eine
Reihe sogenannter "Argentinischer Tangos", die sich meisterhaft in die
Klangwelt und die Melodienfülle Lateinamerikas einfühlten und
von deutschen Tanzorchestern, wie zum Beispiel Heinz Huppertz, Robert Gaden,
Barnabas von Géczy, Otto Dobrindt, Adalbert Lutter und Oskar Joost,
kongenial vorgetragen wurden.
Der 2. Weltkrieg bedeutete eine Zäsur in der Geschichte des Tangos. Nach 1945 war nichts mehr, wie es früher einmal gewesen war. Politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Strukturen waren zerschlagen. Die "Gesellschaft" war tot und mit ihr im Grunde auch der Gesellschaftstanz. Zwar gab es - speziell in Deutschland zwischen 1945 und 1955 - eine zweite Blüte, eine Scheinblüte des Tangos. In der Schlagerparade des NDR hielt sich der Tango "Florentinische Nächte" länger als jeder andere Schlager an der Spitze der Hörerwünsche. Dann aber ging es bald mit dem Tango, wie mit den anderen Gesellschaftstänzen, bergab. Zwar gab es zwischen 1945 und 1980 mehr als 200 Modetänze, aber die meisten waren nur Eintagsfliegen und keiner erreichte auch nur annähernd die Popularität des Tangos, der ja auch einmal ein Modetanz gewesen war, bevor er zum Standardtanz avancierte.
Wo liegt das Geheimnis seines Erfolges? Niemand hat es bis heute entdeckt, keine theoretische Untersuchung konnte das Rätsel seiner Faszination lösen. Ist es die weitgespannte Melodik von einfachen Harmonien? Ist es die Tatsache, daß der Tango wie kein anderer Tanz gleichermaßen ins Ohr, ins Herz und in die Beine geht? Ist es die flimmernde Erotik oder auch die sinnliche Laszivität, wie sie sich im Gegenspiel von Melodie, Text und Rhythmus offenbart? Oder ist es gar seine Melancholie, seine subtile transzendente Traurigkeit, die ein Wesensmerkmal der Bevölkerung seines Heimatlandes Argentinien widerspiegelt?
Offenbar ist gerade der Tango zeitlos. Seine nicht ergründbare Einmaligkeit, seine Dynamik und Vitalität führten vor kurzem zu einer weiteren Renaissance. Tango ist wieder "in"!
Viel Spaß
beim Tanzen
(Quelle: Kommentar
von Martin Wolgast zur Schallplatte "Tangos - Original-Aufnahmen aus den
30er und 40er Jahren")
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