Thermografie & Energiepass (Energieausweis)

Wärme wird auf drei Arten übertragen: Wärmeleitung, Konvektion - und Wärmestrahlung. Thermografie macht Wärmestrahlung von Gebäuden (oder anderen Objekten) mittels einer speziellen Wärmekamera / Wärmebildkamera als Bilder sichtbar.
Auch die Wärme, die durch Wärmeleitung und Konvektion letztlich zur Aussenhülle eines Gegenstandes (z.B. Gebäudes) gelangt, wird als Infrarote Wärmestrahlung letzten Endes in den Raum abgestrahlt und kann dann mit Wärmekameras sichtbar gemacht werden.

Energiepass / thermografische Untersuchung von Häusern

Achtung - es gibt zwei grundverschiedene (aber vom Gesetzgeber gleichermassen erlaubte) Arten des Energiepasses: einmal basierend auf den Energierechnungen (also je nach Heizung Gas- Öl- oder Stromrechnungen) der letzten 3 Jahre, deren Jahresschnitt dann einfach auf die Quadratmeter umgerechnet wird (...simples Verfahren, Kosten: ca. 30-60 Euro) - das sind im Regelfall die Energiepässe, die im Internet als ganz besonders preiswerte Energiepässe angeboten werden.

Die andere (bessere) Variante bekommt man, wenn man sich vom Fachmann den Normverbrauch berechnen lässt, indem man diesen anhand der Dicke der Wände, Art der Baumaterialien (U-wert!), Fenster etc. berechnet. Das hat den Vorteil, dass ein solcher Energieausweis genauer ist und auch nicht zufallsbedingt davon abhängt, ob ein Mieter mal in Urlaub war oder immer auf 24 Grad geheizt hat. Ein solcher Energiepass kostet dann aber auch ca. 400-600 Euro ( kann natürlich erheblich abweichen, ja nach Art/Grösse der Immobilie).

Aktuelle Bedeutung kommt der Thermografie durch den Energiepass zu, denn dadurch kann man Wärmeverluste sichtbar machen. So kann es sich lohnen, das Haus einmal durch die "Brille" einer Wärmekamera zu betrachten. Da gibt es so manche Überraschung. Häufige Wärmelecks sind Rolladenkästen, Steigleitungen, die Wand hinter Heizkörpern, Fenster und Türen, Dachfirste, etc. Nach erfolgtem Umbau bzw. Renovierung sollte man sich das Ganze zum Vergleich noch einmal anschauen und ggfs. nachbessern. Durch die steigenden Energiekosten lohnen sich solche Umbauten eher früher als später.

Achtung: Wärmebilder Ihres Hauses sind NICHT zwangsläufig notwendig, um einen Energiepass zu erstellen - ABER: mit Hilfe der Thermographie finden Sie die Schwachstellen und können mit relativ wenig Geld ganz gezielt dort ansetzen, wo es sich am meisten lohnt, statt lediglich zu "erraten", wo die Wärme verloren geht. Und wenn das Haus dann gezielt gedämmt wurde, kann man dann entweder sofort (DIN-berechnete Variante, s.o.) oder nach 3 Jahren (Verbrauchsvariante, s.o.) einen Energiepass mit - dank gezielter Wärmedämmung - entsprechen günstigen Verbrauchswerten erstellen lassen.

Wegen der hohen Energiepreise werden schlecht gedämmte Immobilien jedes Jahr schwerer (oder nur noch mit Zugeständnissen in der Miethöhe) vermietbar, so dass es sich fast immer lohnt, in Wärmedämmung (oft fälschlich "Isolierung" genannt) zu investieren.

Gebäudethermographie: Beispiel für schlechte Isolierung: Heizkörper (Nachtspeicherheizung) unter dem Fenster   (um das Fenster herum ist ein Mauervorsprung, daher staut sich die Wärme unter dem Fenster etwas)

Gebäudethermographie: weiteres Beispiel für mangelhafte Wärmedämmung: Heizkörper (Nachtspeicherheizung) unter dem Fenster

Sofern sie Interesse haben, von Ihrem Haus solche Aufnahmen zu erstellen um einmal die Qualität der Isolierung, korrekter: Wärmedämmung zu testen, denken Sie daran: der Winter - oder zumindest die kältere Jahreszeit - ist "Saison" für die Thermografie, d.h. es sollten Temperaturdifferenzen zwischen den Innenräumen und der Aussenwelt von mind. 10-20 Grad herrschen. Ausserdem sollte das Gebäude zum Zeitpunkt der Aufnahme nicht direkter Sonneneinstrahlung ausgesetzt sein - d.h. nachts oder früh morgens, wenn die Restwärme etwaiger Sonneneinstrahlung nicht mehr so sehr ins Gewicht fällt. Sonst erhält man zwar schöne bunte Aufnahmen von künstlerischem Wert - aber keine, wo die tatsächlichen Wärmebrücken sichtbar sind.

Die bunten Farben auf thermographischen Aufnahmen werden per Software generiert, um auch geringe Temperaturunterschiede für das menschliche Auge noch gut sichtbar zu machen, es handelt sich um sogenannte "Falschfarben"-Aufnahmen. z.B. hier ein paar Beispiele: Thermographische Aufnahmen: Häuser (Gebäudethermographie) | Technik + Industrie | Thermographische Aufnahmen mit Wärmebildkamera: Tiere | Menschen.

Früher kam der Thermograf mit kompliziert anmutenden Utensilien: die sündhaft teure Wärmekamera musste zuerst mal mit flüssigem Stickstoff oder mittels Stirling-Motor (d.h. einer Wärmepumpe) aufwendig heruntergekühlt werden.
Durch technologische Verbesserungen haben die modernen Wärmebildkameras heutzutage meist ungekühlte bolometrische Detektoren, d.h der Thermograf kommt, schiesst ein paar Bilder - und fertig ist er. (..zumindest mit den Photos; eine etwaige Auswertung in Form von Gutachten kommt ja ggfs. dazu).
Der Laie ist dann oft etwas enttäuscht oder gar verärgert, dass er für "so wenig Arbeit" dann vielleicht hundert oder mehr Euro zahlen muss.

Rechts: feuchte Ecke in einer Wohnung

Das ist natürlich nur die halbe Wahrheit, denn abgesehen von Aufwand wie Anfahrt und Auswertung der Bilder muss vor allem die immer noch sündhaft teure Kamera quasi in Portionen abbezahlt werden: kostete eine Wärmekamera (ein Klassiker war und ist vielleicht die Varioscan von Zeiss/Jena) früher ca. 60 000 DM, also nach heutiger Rechnung 30.000 Euro, so sind die Kameras inzwischen zwar in der Tat etwas billiger und vor allem technisch erheblich ausgereifter geworden (z.B. wie vorbeschrieben der Wegfall des Problems der Kühlung der Wärmekamera, Beispiele: DL-700B, Goratec GTS S150, Electrophysics EZTherm) - so kosten sie aber immer noch 20 000 Euro. D.h. der Preis ist dort bei weitem nicht so gesunken wie etwa bei Computern, was sicherlich auch damit zusammehängt, dass sie immer noch kein Massenprodukt sind.
Der Markt für thermografische Dienstleister und Wärmebildkameras ist eng, es gibt eben nicht so viel Nachfrage wie z.B. für populäre Güter wie für Autos. Aber die Thermografiekameras (zumindest die, die was taugen) kosten eben immer noch soviel wie ein Auto.

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